Pu-erh – der fermentierte Tee
Pu-erh ist ein Tee aus der Pflanze Camellia sinensis
In einem früheren Post habe ich die Farbeinteilung von Tee anhand der traditionellen chinesischen Farbklassifizierung vorgestellt.
Nach dieser Einteilung gibt es sechs verschiedene Tee-Farben: weiss, grün, gelb, blau-grün, rot, schwarz
Das Erstaunlichste für uns ist wahrscheinlich, dass der bei uns bekannte Schwarztee in China roter Tee heisst.
Wenn du den Aufguss von Schwarztee – oder eben rotem Tee – genau ansiehst, ist er wirklich eher rot als schwarz.
Der Pu-erh-Tee hingegen gibt ein wirklich dunkler, fast schwarzer Aufguss, deswegen wird er in China schwarzer Tee genannt.
Der Pu-erh-Tee ist ausserdem der einzige fermentierte Tee
Alle andern Tee’s sind oxidiert.
Was ist denn der Unterschied zwischen fermentiert und oxidiert?
Fermentation ist eine chemische Reaktion, die durch die Anwesenheit von Mikroorganismen (= lebender Organismus mit Abmessungen < 0,1 mm) katalysiert (= beschleunigt) wird. Sie kann spontan oder induziert sein. Fermentierte Lebensmittel sind z.B. Sauerkraut oder Joghurt
Oxidation hingegen ist eine chemische Reaktion, die eine Substanz im Zusammenhang mit Sauerstoff verändert.
Die Verarbeitung von Pu-erh-Tee ist anders als bei allen anderen Tee-Sorten.
Die Blätter werden nicht nur gewelkt, gerollt, oxidiert und getrocknet wie das bei anderen Sorten der Fall ist.
Sondern – er wird nach dem Welken zu grossen Haufen gestapelt und gelegentlich mit Wasser besprüht.
Dabei werden die Blätter mit Hilfe von verschiedenen Bakterien und Pilzen fermentiert. Je nach Tee-Fabrik werden unterschiedliche Mikroorganismen verwendet.
Dieser Prozess gilt als beschleunigtes Verfahren. Dabei kann der Fermentationsprozess gut kontrolliert werden.
Einmal pro Woche werden die Blätterhaufen gewendet. Nach etwa sechs Wochen werden sie dann bei hoher Temperatur getrocknet.
Dieses beschleunigte Verfahren ist die moderne Variante von fermentiertem Tee.
Traditionell wurden – und werden immer noch – die Blätter gewelkt und gedämpft und dann in Formen gepresst. In der Folge laufen dann die Fermentierungsprozesse ganz langsam ab. Ein so gereifter Pu-erh braucht mehrere Jahre bis er ausgereift ist. Der Nachteil dabei ist, dass die Fermentation nicht kontrollierbar ist. Somit weiss man am Anfang nicht, wie sich der Tee entwickeln wird. Ob er Hochwertig wird oder nicht.
Pu-erh verbessert sich in Qualität und Geschmack, je älter er wird
Er wird oft gepresst verkauft. Entweder in Form einer Scheibe oder eines Tee-Ziegels.
Heutzutage kannst du auch gepresste Einzelportionen finden.
Die Art und die Form der Pressung beeinflussen die Fermentation.
Tee wurde vor allem gepresst, damit er besser transportiert werden konnte und damit er länger haltbar war. Auf der langen Reise von Osten nach Westen konnte er jahrelang weiter reifen und entwickelte so sein unverwechselbares, weiches, erdiges Aroma.
Von diesen Scheiben oder Ziegeln schabst du dann einfach die benötigte Menge Teeblätter ab und giesst sie an.
Der Geruch von Pu-erh-Tee ist erdig, er sollte aber nicht muffig schmecken
Sein Geschmack ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, es lohnt sich aber ihn zu probieren!
Er kann bis zu sechsmal verwendet werden
Das heisst, im Verlaufe eines Tages kannst du die gleichen Blätter bis zu sechsmal neu angiessen.
Die Aufgusszeit beträgt nur wenige Sekunden für den ersten Aufguss. Der erste Aufguss wird meistens nicht getrunken und wird als «waschen» des Tees bezeichnet.
Die nachfolgenden Aufgüsse können dann auch länger sein – je nach Geschmack. So circa 1-4 Minuten bei 90 °C heissem Wasser.